„Ich bin alles andere als eine Islamfeindin“

Ethnologin Susanne Schröter warnt vor dem politischen Islam.

Kritik am politischen Islam

Die Ethnologin Susanne Schröter kritisiert in ihrem neuen Buch den politischen Islam. Auch der Moscheeverband Ditib laufe dabei Gefahr, immer weiter zum Instrument für Erdogans Propaganda zu werden.

Die Frau mit der großen Handtasche scheitert an der Einlasskontrolle. „Einschließen“, sagt der Mitarbeiter des Historischen Museums und deutet auf die Tasche. „Ist mir zu anstrengend“, erwidert die Frau und macht auf dem Absatz kehrt.

Marie Lisa Kehler

Marie Lisa Kehler

Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.

Wer so wenig Bereitschaft mitbringt, sich anzustrengen, ist an diesem Abend im Historischen Museum ohnehin fehl am Platz. Am Mittwoch hat dort Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen an der Goethe-Universität, ihr neues Buch „Politischer Islam – Stresstest für Deutschland“ vorgestellt. Der Inhalt strengt an. Weil Schröter Missstände benennt, weil sie mit Kritik nicht spart – und weil es keine einfachen Lösungen für das Problem zu geben scheint.

Mit nüchternem Blick schreibt Schröter darüber, wie der politische Islam durch machtbewusstes Agieren seiner Funktionäre großen gesellschaftlichen Einfluss ausübt und den öffentlichen Dialog prägt – auch in Deutschland.

Kritik an Zusammenarbeit mit Ditib

„Ich bin alles andere als eine Islamfeindin“, sagt Schröter im Gespräch mit F.A.Z.-Herausgeber Jürgen Kaube. „Ich habe äußerste Sympathien für den Islam in den meisten seiner Spielarten.“ Aber eben nicht für alle. „Es gibt immer Strömungen, die die Politisierung des Islams wollen“, sagt sie und verweist auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. „Er hat das Ziel, die Türkei immer mehr in eine islamistisch-nationalistische Richtung zu treiben.“ Schröter ist bekannt für klare Worte. Dem Muslimverband Ditib sagt sie nach, sich für Erdogans Propaganda missbrauchen zu lassen. Vor allem der hessischen Politik wirft sie vor, sich nicht deutlich genug gegen eine Zusammenarbeit mit Ditib auszusprechen.

Nur etwa 20 Prozent der Verbände stünden für einen politischen Islam, sagte Schröter. „Aber diese kleine Minderheit vertritt das Bild des Islams in der Öffentlichkeit. Sie können das nur, weil sie ihre Normen darstellen dürfen.“ Der „Stresstest“ bestehe unter anderem darin, auch die anderen Ausprägungen des Islams sehen zu wollen, ein differenzierteres Bild zuzulassen. Schröter macht an diesem Abend den ersten Schritt. Sie fordert, ein „Fundament der Gleichheit“ zu schaffen, indem von „Bürgern“ und nicht mehr von Christen und Muslimen gesprochen wird.

Quelle

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