… scheint womöglich doch im Sinken begriffen. |
Die Corona-Krise ist angesichts des europäischen Impf-Desasters und zunehmender Existenzsorgen immer weiterer Bevölkerungsteile dabei, zu einer tiefen Vertrauenskrise der Regierenden zu werden. Angela Merkel direkt und persönlich anzugreifen, gilt unter Berliner Korrespondenten immer noch als unfein. Doch die Signale sind nicht mehr zu übersehen, dass die Stimmung der deutschen Öffentlichkeit an einem Wendepunkt angekommen ist. Schmerzlich erfuhr das am Donnerstagabend einer der ersten Erfüllungsgehilfen Merkels, ihr Kanzleramtsminister Helge Braun.
In der Talkshow von Maybrit Illner konnte er nicht wie gewohnt die Regierungslinie ungestört rezitieren. Obwohl nur Gäste von SPD und Spiegel zugegen waren, kriegte er eine Kritik-Breitseite nach der anderen ab. Völlig hilflos versuchte er sich herauszureden, aber es gelingt ihm nicht. Er wurde gedemütigt – stellvertretend für seine Chefin.
Es verschieben sich auch in der Öffentlichkeit die Frontstellungen. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung, einer der heißblütigsten Unterstützer der Merkel’schen Willkommenspolitik, geht jetzt bei „Talk im Hangar-7“ mit deren Lockdownpolitik hart ins Gericht, beklagt in gewohnter Emphase den Verlust von Grundrechten und die sozialen Verzerrungen.
Und Merkel selbst? Sie offenbarte beim jüngsten Corona-Gipfel eine dünnhäutige Gereiztheit gegenüber den Ministerpräsidenten, die darauf schließen lässt, dass sie sich ihrer Sache durchaus nicht mehr besonders sicher ist. Sie fürchtet womöglich, dass ihr in dieser Krise nicht nur die Kontrolle über die Infektionszahlen – die sowieso illusorisch sein dürfte – entgleiten könnte, sondern auch die Deutungshoheit.
Regierende Politiker sind in der Pandemie eben nicht nur mit dem Schutz der Bevölkerung beschäftigt. Mindestens ebenso geht es ihnen auch um den Schutz ihrer Macht. Die müssen sie vor dem Zweifel der Menschen schützen, dass die Regierenden in der Lage sind, ihnen Gutes zu tun.