Trotz seines Ölreichtums kommt Nigeria nicht in die Gänge. Arbeitslosigkeit plagt, die Stromversorgung ist ein Desaster. Aber der Präsidentensohn feiert Hochzeit wie ein Märchenkönig.
Nigeria ist bei uns für Ölreichtum, Korruption und Terrorismus bekannt. Die Unterschiede zwischen arm und reich sind in Nigeria extrem. Das Land gehört wegen seiner Ölvorkommen zu den reichsten Staaten Afrikas. Nigeria ist der achtgrößte Ölexporteur der Welt. Es sind die Pfründe der Politiker und Militärs, die zu Lasten des Wohlergehens des Staates und der geringgeschätzten Bevölkerung einen geradezu grotesken Reichtum angehäuft haben. Die meisten Nigerianer leben ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Die Stromversorgung im Land ist ein Desaster.
Das Bildungsniveau ist heute niedriger als in den 1950er Jahren, als Nigeria britische Kolonie war – vor allem im islamischen Norden des Landes. In Nigeria, das – gemessen an den Rohstoffen – eine der reichsten Nationen der Welt sein könnte, sind fast drei Viertel der jungen Menschen ohne ein festes Einkommen. Die allgegenwärtige Korruption hat jedes Vertrauen der Bürger in die Institutionen zerstört. Diese Kluft birgt das Risiko, Stabilität und damit auch Wachstum zu gefährden. Nigeria verfügt nicht einmal über genügend Raffinerien, um den Rohstoff in Benzin zu verwandeln, und ist auf Benzinimporte angewiesen.
Mit diesem Hintergrundwissen sollte man die Meldung lesen, dass Präsident Muhammadu Buharis Sohn die Tochter eines religiösen Führers geheiratet hat. Wegen der Pandemie und der Armut ist das Fest „bescheiden“ ausgefallen. Die Flotte der Gäste war dennoch ansehnlich. Religiöse Führer haben in der Regel ein einträgliches Geschäftsmodell und 92 Milliarden Naira, das geschätzte Vermoegen des Brautvaters, Bischof David Oyedepo, sind ca. 200 Millionen Euro…