Die zweite Fahrt in das Konfliktgebiet hat uns fast 200 Kilometer tief in das Hinterland geführt. Wir waren in Melitopol, einer Stadt die in den letzten Tagen einige Schlagzeilen gemacht hat. von 18. März 2022 17:49 Uhr Nachdem unsere erste Fahrt ins nur wenige Kilometer hinter die Grenze geführt hat, sollte es am zweiten Tag nach Melitopol gehen. Die Stadt liegt etwa 180 Kilometer hinter der Grenze und sie hat in den letzten Tagen einige Schlagzeilen gemacht, weil der dortige Bürgermeister angeblich von der russischen Armee entführt und dann gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht worden ist. Wir waren alle sehr neugierig auf die Menschen dort, nachdem wir bei der ersten Reise schon die Angst der Menschen vor Ort gespürt haben.
Die AbfahrtEs ging wieder um fünf Uhr morgens los und wir fuhren wieder zu dem gleiche Treffpunkt wie am Vortag, wo wir wieder in einen 16-Personen-Bus umgestiegen sind. Zu unserer Freude waren unsere Beschützer wieder die gleichen, wie am Vortag. Vor allem mit dem Kommandeur – nennen wir ihn Ivan -, der bei uns im Bus mitgefahren ist, hatte ich mich gut und interessant unterhalten. Da der amerikanische Journalist John, ein ehemaliger US-Marine, wegen Fieber nicht mitfahren konnte, gab es einige Scherze. Ivan meinte, so sei das mit amerikanischen Soldaten: Ein Tag in Kontakt mit der russischen Armee und schon liegen sie flach.Darüber mussten wir alle lachen, aber Ivan entschuldigte sich sofort, und bat uns, John Genesungswünsche auszurichten, denn die beiden hatten sich gut verstanden und immer wieder über die russische Militärtechnik gefachsimpelt. John hat abends, als wir ihm das erzählt haben, auch sehr darüber gelacht.Wir fuhren dann zu einem Treffpunkt, wo wir uns einer großen Militärkolonne aus gepanzerten Fahrzeugen und LKW anschlossen, mit der wir in Richtung Melitopol aufbrachen. Die Fahrt dauerte fast vier Stunden, weil so eine Kolonne nun einmal recht langsam unterwegs ist. Am Stadtrand von Melitopol übernahmen dann wieder zwei gepanzerte Fahrzeuge unseren Schutz.
MelitopolAuf der ganzen Fahrt haben wir wieder keine Kriegsschäden gesehen. Erst am Stadtrand von Melitopol waren zwei halb zerstörte Tankstellen zu sehen. Die Stadt selbst war vollkommen unbeschädigt, auch hier war nicht eine Scheibe kaputt gegangen. Das hat uns sehr überrascht. Aber in der Stadt wurde uns dann von den Menschen und den Vertretern der Behörden übereinstimmend erzählt, wie die Übernahme von Melitopol abgelaufen ist.Der Bürgermeister der Stadt hatte der russischen Armee mitgeteilt, Melitopol sei eine russische Stadt und sie werde keinen Widerstand leisten. Die russische Armee ist kampflos in die Stadt eingerückt, hat nur etwa 50 Soldaten zurückgelassen, die mit der Stadtregierung zusammenarbeiten sollten, und dann ist die Armee weitergezogen.
In der Nacht sind dann Nazi-Einheiten in die Stadt eingedrungen und haben die russischen Soldaten angegriffen und regelrecht abgeschlachtet. Eine Anwohnerin hat uns berichtet, dass all das vor ihren Augen abgelaufen sei, die toten Soldaten seien geplündert und ihre Leichen geschändet worden. Daraufhin kehrten Einheiten der russischen Armee zurück und vertrieben die Nazis aus der Stadt, wobei es Schießereien gegeben habe, aber „nur“ mit Handfeuerwaffen, schwere Waffen sind dabei nicht zum Einsatz gekommen. Danach wurde eine größere russische Einheit in der Stadt belassen und seitdem ist es in der Stadt ruhig.
In Melitopol ist die Lage ungefähr so, wie in Genitschesk, wo wir am Tag zuvor gewesen sind. Die Menschen sind unterwegs, die meisten Geschäfte sind geöffnet, allerdings gab es auch hier lange Schlangen vor den Banken, weil der elektronische Zahlungsverkehr nicht funktioniert und die Leute Bargeld abheben wollen, wovon es aber zu wenig gibt.
Die KorruptionUnsere erste Station in Melitopol war die Stadtverwaltung. Auf dem Platz davor gab es eine große Menschenmenge, die sich aber nicht als Kundgebung oder Demonstration entpuppte, sondern als Ausgabestelle für humanitäre Hilfe. Russische Soldaten gaben dort Lebensmittel und andere lebensnotwendige Dinge an die Bevölkerung aus.
Wie uns Passanten erzählten, war nach der Übernahme der Stadt die Stadtverwaltung für die Ausgabe der humanitären Hilfe zuständig, die aus Russland geliefert wird. Ein Mann sagte mir mit bitterem Humor, dass das Wort „Ukraine“ nicht das Land bezeichne, sondern von dem Wort „ukrast“ (auf Russisch „klauen“ oder „stehlen) komme, denn in den ersten Tagen wurden kaum Hilfsgüter verteilt, stattdessen landeten die in Geschäften und wurden verkauft. Um dem ein Ende zu setzen, hat die russische Armee die Verteilung der Hilfsgüter in Melitopol selbst übernommen.Die Korruption in Melitopol scheint haarsträubend zu sein, denn über die entsetzten Gesichter ausländischen Journalisten konnten die Menschen nur lachen, für sie war dieses korrupte Vorgehen der Stadtregierung vollkommen normal. Ein weiteres Beispiel hat uns ein anderer Mann erzählt, aber dazu kommen wir, wenn ich von der Rückfahrt berichte.
Die Bürgermeisterin
Die neue Bürgermeisterin der Stadt hat uns eine Pressekonferenz gegeben, die mit einer Erklärung von ihr begann und danach konnten wir Fragen stellen, wobei mir notgedrungen die Rolle des Dolmetschers zufiel, weil die Stadtverwaltung nicht daran gedacht hatte, einen Dolmetscher zu organisieren, damit die ausländischen Journalisten auch verstehen, was da gesagt wurde. Ich war der einzige weit und breit, der sowohl Russisch als auch Englisch gut beherrscht.
Ihr Vorgänger als Bürgermeister der Stadt hat einige Schlagzeilen gemacht, weil er angeblich von der russischen Armee entführt und dann gegen einige russische Soldaten ausgetauscht worden ist. Die neue Bürgermeisterin erklärte, dass ihr Vorgänger seine Aufgaben nach der Ankunft der russischen Armee nur sehr unwillig ausgeführt, dann schriftlich seinen Rücktritt erklärt und sie zu seiner Nachfolgerin ernannt hat, bis es zu Neuwahlen kommt. Die entsprechende, von dem Bürgermeister unterschriebene, Erklärung hatte sie dabei und sie hat sie uns gezeigt.Ansonsten erklärte sie, dass die Stadtverwaltung alles in ihrer Macht stehende tue, um das normale Leben weiterlaufen zu lassen. Strom, Wasser und Heizung funktionieren, die städtische Infrastruktur auch. Das wichtigste sei, dass es zu keiner humanitären Katastrophe komme, aber die Lage sei insgesamt nicht schlecht und unter Kontrolle.Natürlich fragten die Kollegen sie dann zu der Geschichte mit ihrem Vorgänger. Sie erzählte, dass der Bürgermeister keineswegs entführt worden sei, sondern dass er ein Unterstützer des Rechten Sektors, einer neonazistischen Organisation in der Ukraine, sei. Die Staatsanwaltschaft von Lugansk habe gegen ihn ermittelt, weil er an der Finanzierung von Sabotageakten des Rechten Sektors in Lugansk beteiligt sein soll, was dort als Terroranschläge eingestuft wird. Er sei dann auf Betreiben der Staatsanwaltschaft festgenommen worden. Was danach passiert ist, ob er ausgetauscht worden ist, wie die Medien gemeldet haben, oder nicht, das entziehe sich ihrer Kenntnis.
Auf weitere Fragen hin erzählte sie, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung bei Beginn der russischen Militäroperation geflohen sei, dass aber inzwischen viele Menschen zurückkehren, weil die Lage in Melitopol ruhig ist. Außerdem nehme die Stadt gerade viele Flüchtlinge aus Mariupol auf. Auf die Frage nach der Zukunft, ob diese Teile des Landes Teil der Ukraine bleiben, oder sich nach dem Beispiel von Donezk und Lugansk von der Ukraine lossagen, wollte sie nichts offizielles antworten. Sie unterstrich daher mehrmals, dass sie nur ihre private Meinung wiedergibt, wenn sie sagt, sie wünsche sich, dass Melitopol ein Teil Russlands wird. Aber das sei – das war ihr wichtig – nur ihre eigene, ganz persönliche Meinung.Die Ängste der Menschen
Schon am Vortag haben wir erlebt, dass die Menschen große Angst haben. Das wurde in Melitopol noch deutlicher als in Genitschesk. Und wieder sind es nicht die Gegner der russischen Operation, die Angst haben, sondern die Befürworter. Die Gegner schreien russische Soldaten an, sie sollten verschwinden, während die Befürworter ihnen unauffällig Dankesworte und Dinge wie „endlich!“ oder „geht nicht wieder!“ zuflüstern.
Angst so, habe ich auch hier wieder in geflüsterten Gesprächen mit Betroffenen erfahren, haben die Leute davor, dass Russland wieder abziehen könnte und sie dann für ihre Befürwortung des russischen Eingreifens mit Repressionen und Schlimmerem rechnen müssten, so wie es seit nach dem Maidan in der Ukraine üblich war. Der bekannteste, aber bei weitem nicht einzige, Fall war die Tragödie von Odessa im Mai 2014 mit über 40 Toten, die von Maidan-Anhängern bei lebendigem Leib in Odessa verbrannt worden sind. Diesen Massenmord nennen die Nationalisten in der Ukraine zynisch „Odessa-Barbecue“ und er wurde bis heute nicht aufgeklärt. Generell war das Leben für Regierungsgegner in der Ukraine nach dem Maidan nicht ungefährlich, politische Morde waren keine Seltenheit und auch das UNHCR hat das in seinen Menschenrechtsberichten zur Ukraine immer wieder erwähnt. Aber es ist das Eine, das zu wissen und darüber zu lesen, aber es ist etwas völlig anderes, wenn man diese Angst so greifbar erlebt. Die Angst war auch daran zu sehen, dass viele nicht einmal im Bildhintergrund zu sehen sein wollten. So, wie auch in Gelintschesk, haben die meisten Menschen haben die Kameras gemieden und sind immer hinter den Kameraleuten vorbeigelaufen, um nicht ins Bild zu kommen.Nach der Pressekonferenz haben wir mit Menschen auf dem Platz vor der Stadtverwaltung gesprochen und es war das gleiche Bild, wie in Genitschesk. Die Gegner der russischen Operation waren laut und drängten sich vor jedes Mikrofon, während die Befürworter eher abseits standen und leise mit anderen Journalisten gesprochen haben. Allerdings entwickelte sich bei einem Interview, das die mongolischen Kollegen machten, ein so heftiges Streitgespräch zwischen einer Gegnerin der russischen Operation und einem Befürworter, dass wir schon befürchteten, das könnte zu einer größeren Schlägerei eskalieren, weil sich die Emotionen so sehr hochgeschaukelt haben. Die Gegnerin der russischen Militäroperation schrie, dass Russland am 24. Februar alle Sympathien verspielt hätte, der Befürworter forderte lautstark ein Referendum über die Zukunft der Region. Er war einer der wenigen, die offensichtlich keine Angst haben.
Da die Lage zu eskalieren drohte, beschlossen wir, diesen Platz zu verlassen und wurden in den Stadtpark gefahren. Dort waren weniger Leute und man konnte in Ruhe mit ihnen sprechen. Und wieder zeigte sich, was wir schon in Genitschesk erlebt haben: Sobald es ruhig ist und kein Massenandrang da ist, werden sie Leute offener. Im Park haben uns sehr viele von Repression und Unterdrückung nach 2014 erzählt, es waren so viele Beispiele, dass ich sie nicht aufzählen kann.
Eines will ich aber erzählen. Ein alter Herr hat uns erzählt, er sei Mitglied einer Oppositionspartei und eines Tages sei deren Parteibüro angezündet worden. Obwohl die Täter bekannt waren, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft lange Zeit nicht ermitteln. Es kostete ihn viel Mühe, die Täter schließlich doch vor Gericht zu bringen. Sie wurden dann „im Januar“ – wie er sagte – verurteilt; einer zu viereinhalb Jahren, zwei zu je drei Jahren Gefängnis. Aber schon im Februar wurde eine Amnestie ausgesprochen und die Täter waren wieder frei und auch den Schadenersatz für den entstandenen Sachschaden haben sie trotz Gerichtsurteil nie bezahlt.
Ein Mann hat darauf bestanden, mir und den holländischen Kolleginnen einen Kaffee auszugeben. Es war uns zwar unangenehmen, das anzunehmen, aber er ließ sich nicht davon abbringen und da wir seit 5 Uhr morgens unterwegs waren, tat der Kaffee sehr gut. Selbst kaufen konnten wir nirgends etwas, weil wir kein ukrainisches Geld hatten und russische Rubel (noch?) nicht akzeptiert werden.
Die Wirtschaft
Danach fuhren wir in eine Fabrik, die Teile für den Maschinen- und Fahrzeugbau herstellt. Der Direktor der Fabrik erzählte uns, dass in der Fabrik früher mal über tausend Menschen gearbeitet hätten, inzwischen seien es nur noch hundert. Nach dem Maidan hat die ukrainische Regierung die Wirtschaftsverbindungen zu Russland fast vollständig gekappt, weshalb fast alle Industriebetriebe der Ukraine pleite gegangen sind. Diese Fabrik ist eine der wenigen, die noch arbeiten. Der Direktor sprach daher auch von der Hoffnung, dass sich der russische Markt für sein Unternehmen nun wieder öffnen werde.Ein weiteres Problem ist die Landwirtschaft, die in der Ukraine mit ihren fruchtbaren Böden ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Demnächst beginnt die Aussaht und im Radio haben wir auf der Fahrt spezielle Erklärungen der „Militärverwaltung der befreiten Territorien“ gehört. Darin wurde den Bauern und landwirtschaftlichen Betrieben mitgeteilt, dass sie alles, was sie brauchen, also Saatgut, Dünger, landwirtschaftliches Gerät, etc., „zu den günstigeren russischen Preisen“ erwerben können und dass die Logistik dafür stehe. Nichts stehe einer normalen Saison im Wege.Verbotene Streumunition in Melitopol
Wir hatten übrigens durchaus Einfluss auf die Route. Nach dem Besuch der Fabrik drängten unsere Beschützer darauf, wir sollten zurückfahren, denn der Weg sei lang und sie wollten uns vor Einbruch der Dunkelheit zurück auf die Krim bringen. Aber wir hatten von Zivilisten gehört, in einem Wohngebiet sei eine ballistische Rakete von Typ Totschka-U mit verbotener Streumunition runtergegangen. Das wollten wir unbedingt noch sehen und so haben wir die Soldaten überredet, zuerst noch dahin zu fahren, bevor es auf die Rückfahrt geht.
Die russische Luftabwehr hat Anfang März eine ukrainische Rakete vom Typ Totschka-U abgeschossen, die mit verbotener Streumunition (auch „Kassettenmunition“ genannt) bestückt war. Die Rakete fiel auf ein Wohngebiet von Melitopol, wobei sie einige der Kassetten mit Streumunition verloren hat, die in dem Wohngebiet explodiert sind. Die Schäden waren beeindruckend, denn in ihrem Umkreis war alles buchstäblich durchsiebt.Eine Kassette ist auf ein kleines Grundstück gefallen, das einem Taxiunternehmer gehört. Sie ist direkt auf eines seiner Autos gefallen und explodiert. Dabei sind die Autos nicht nur durchsiebt worden, sondern auch ausgebrannt. Zwei Häuser weiter ist ein 12-jähriger Junge von einem Splitter einer anderen Kassette im Nacken getroffen worden. Er wurde zwar notoperiert, ist dann aber verstorben.Die Anwohner waren ausgesprochen erpicht darauf, mit uns zu sprechen und uns davon zu erzählen. Auch die Rakete selbst konnten wir uns anschauen, denn sie wurde von der Straße entfernt und liegt im Unterstand auf dem Grundstück einer dort lebenden Familien. Die Menschen haben mit uns geredet, uns auf ihre Grundstücke und in ihre Häuser gelassen, um uns die Schäden zu zeigen.
Der Anhalter
Anschließend ging es auf die Heimfahrt und dabei ist der letzte Stopp immer der Ortseingang, denn – Sie kennen das aus dem Fernsehen – es wird in Reportagen meistens das Ortseingangsschild gezeigt. Daher war das immer der letzte Stopp, damit die Journalisten, die Videoreportagen machen, das Schild filmen können.Während ich bei den Fahrzeugen gewartet und mich mit den Soldaten unterhalten habe, kam ein Zivilist mit zwei Tüten in der Hand angelaufen. Er fragte die Soldaten, ob sie eines der vorbeifahrenden Autos anhalten könnten. Er würde zehn Kilometer außerhalb der Stadt wohnen und niemand wolle anhalten und ihn mitnehmen, solange die Militärfahrzeuge hier stünden. Während ein Soldat sich aufmachte, um das nächste Auto für ihn zu stoppen, sagte der Kommandant nur: „Lass sein, wir nehmen ihn mit, liegt doch auf dem Weg“So stieg der Mann in unseren Bus und wir konnten uns einige Zeit mit ihm unterhalten. Ich habe ihm viele Fragen gestellt und er hat bereitwillig erzählt. Er erzählte, dass er von dem Beginn der Militäroperation kaum etwas mitbekommen hat. Er stand eines Morgens auf, hörte in der Ferne ein paar Schüsse und hat gesehen, wie „die ukrainischen Jungs weggelaufen“ sind. Das war alles, was er mitbekommen hat. Dann seien eben die russischen Truppen mit ihren Fahrzeugen durchgerauscht und das war’s, so sagte er.Er selbst outete sich als klarer Befürworter der russischen Operation. Er sagte, die Soldaten seien immer freundlich und vor allem sei die Korruption in der Ukraine einfach unerträglich geworden. So habe sich der Vor-Vorgänger der jetzigen Bürgermeisterin von Melitopol einfach alle Grundstücke angeeignet, die ihm gefallen hätten.
Melitopol ist bekannt für seine Kirschen und vor 2014 seien viele Touristen aus Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken in Melitopol gewesen und die Kirschen wurden nach Russland exportiert. Nach 2014 habe der Bürgermeister sich einfach das Land vieler Kleinbauern überschrieben, alle Beschwerde seien vom Gericht abgeschmettert worden. Es sei immer unerträglicher geworden und auch dessen Nachfolger (also der, den die russische Armee angeblich entführt hat) sei nicht besser gewesen. Der Anhalter erzählte, er und die meisten seiner Freunde und Bekannten seien daher für die russische Operation, weil sie einfach nur hoffen, dass endlich wieder Recht und Ordnung einkehren.
Die häufigste Beschwerde in der Ukraine
Ich habe oft berichtet, dass das wohl wichtigste Thema in der Ukraine die Höhe der Wohnnebenkosten, also Wasser, Strom und Heizung, ist. Nach dem Maidan wurden die staatlichen Subventionen auf Druck des IWF abgeschafft, sodass die Rechnungen in etwa so hoch sind, wie in Deutschland.Es gab wirklich keine Gelegenheit, bei der wir mit den Menschen vor Ort gesprochen haben, bei der nicht Menschen zu uns gekommen sind, um davon zu erzählen. Ungezählte Rentner haben uns unter Tränen erzählt, ihre Rente betrage 2.000 oder 3.000 Griwna (etwa 60 bis 90 Euro), die Nebenkosten betragen aber 3.000 Griwna. Ohne die Hilfe von Freunden und Kindern könnten sie sich nichts zu essen kaufen, von Medikamenten gar nicht zu reden.Diese Beschwerden waren überall beherrschend. Und diese Fehler, die in Kiew unter Anleitung der USA, des Westens und des IWF gemacht wurden, und die vollkommen außer Kontrolle geratene Korruption in der Ukraine, sind Russlands größte Chance, die Herzen der Menschen für sich zu gewinnen. Dazu muss Russland nicht einmal etwas aufwenden, denn in der Ukraine wird russisches Gas verfeuert, welches aber aufgrund der vielen Taschen, die daran verdienen wollen, um ein Vielfaches teurer ist, als sein müsste, Details dazu finden Sie hier. Russland müsste als ersten Schritt einfach nur die Wohnnebenkosten auf russisches Niveau senken, und schon würde die Zustimmung für die russische Militäroperation stark steigen. Ich vermute, dass genau das demnächst passieren wird, wenn Russland die Versorgung übernimmt.Humanitäre Hilfe und FlüchtlingeWas im Westen kaum erwähnt wird, ist, dass Russland massiv humanitäre Hilfe in die Ukraine liefert. Ich habe in meinem ersten Bericht aus der Ukraine berichtet, dass sich trotzdem viele Menschen bei uns beschwert haben, dass sie die Ausgabestellen oft mit leeren Händen verlassen, weil es nicht genug Hilfe gibt. In Melitopol habe ich allerdings keine derartigen Beschwerden gehört.Ich habe die Soldaten danach gefragt, ob sie wissen, warum es anscheinend teilweise zu wenig Hilfsgüter gibt. Das Problem, so haben sie mir gesagt, sei ein rein logistisches. Nicht jeder LKW-Fahrer ist bereit, in die Ukraine zu fahren, weil viele natürlich Angst haben, dorthin zu fahren. Hinzu kommt, dass die LKW von der Armee eskortiert und geschützt werden müssen, was eine Zeitverzögerung bedeutet, weil man sich erst an Sammelplätzen sammeln und sortieren muss.Das wichtigste Problem sei aber, dass die Eisenbahnverbindung von der Krim in die Ukraine erst instand gesetzt werden muss. Das solle aber in den nächsten Tagen geschehen und wenn die Bahn endlich für den Transport eingesetzt werden kann, dürfte die Lage besser werden.
Anscheinend wollen immer mehr Menschen aus der Ukraine nach Russland fliehen. Ein Mann erzählte mir von einer Freundin aus Charkiw, die nach Russland fliehen wollte, aber Kiew hat fast keine humanitäre Korridore zur Evakuierung von Zivilisten auf russisch kontrolliertes Gebiet gestattet, sodass sie von Charkiw nach Kiew gebracht wurde, was aus offensichtlichen Gründen keine gute Lösung ist. Die ukrainische Regierung benutzt ihre Bürger als menschliche Schutzschilde, wenn sie sie nicht aus den Städten ausreisen lässt oder sie von einer umkämpften Stadt in die nächste bringt, anstatt sie aus dem Kampfgebiet zu evakuieren. Solche Geschichten habe ich von den Menschen immer wieder gehört und sie bestätigen, was ich bereits im Falle von Mariupol berichtet habe. Jedes Mal, wenn wir die Grenze zur Krim überquert haben, standen dort mehr ukrainische Autos Schlange, um auf die Krim zu kommen. Das waren auch überwiegend Flüchtlinge, die nach Russland wollen. Das kann auch nicht überraschen, denn in Russland spricht man ihre Sprache, erkennt ihre Abschlüsse an und sie können sich sofort Arbeit suchen. Und außerdem haben sehr viele Freunde und Verwandte in Russland, bei denen sie zu Anfang unterkommen können.
Der zerstörte ukrainische Grenzposten auf der KrimIn Melitopol
Die abgeschossene Rakete
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In Melitopol
Die abgeschossene Rakete
Die Steuereinheit der Raketehttps://youtu.be/HzIZDbLHQFE
Hat dies auf Menschenkind rebloggt.
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Ein sehr guter ausführlicher Bericht von Thomas Röper, wo ich davon ausgehen kann dass hier versucht wird, trotz schwieriger Bedingungen, die Wahrheit zu vermitteln !!
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