Traumtänzerei beim Spiegel: „Deutschland könnte noch 2022 unabhängig von russischem Gas werden“

Der Spiegel berichtet über eine Studie des DIW, die zu dem Schluss kommt, Deutschland könne noch dieses Jahr unabhängig von russischem Gas werden. von 11. April 2022 08:00 Uhr Wenn der Spiegel über Studien berichtet, dann weiß ich, dass ich diese Studien genau lesen muss. So auch dieses Mal. Der Spiegel hat unter der Überschrift „DIW-Studie – Deutschland könnte noch 2022 unabhängig von russischem Gas werden“ einen Artikel zusammengezimmert, den man nur als „Traumtänzerei“ oder auch „Leserverdummung“ bezeichnen kann. Das schauen wir uns gleich an.Zunächst möchte ich ein paar allgemeine Worte über die DIW-Studie verlieren, denn sie macht einen generellen Fehler in all ihren Annahmen. Sie geht im Kern davon aus, dass Deutschland seine Importe aus anderen Quellen auf das Maximum erhöhen könne und nennt dafür diverse Quellen. Das Problem dabei ist, dass das in allen Fällen zu Lasten anderer Länder geht. Die wollen aber auch Gas haben. Die Studie berücksichtigt also nicht, woher denn zum Beispiel Asien sein Gas nehmen soll, wenn Deutschland und Europa das Flüssiggas aufkaufen, das bisher nach Asien gegangen ist. Die Tatsache, dass die Studie sich voll auf Deutschland, noch nicht einmal auf Europa und schon gar nicht auf Asien, konzentriert, ist der Kardinalfehler der Studie. Sie sagt quasi: Deutschland nimmt allen das Gas weg und die lassen sich das auch gefallen. So wird das in der Realität aber kaum funktionieren.Das stört aber den Spiegel nicht, der den Artikel in seiner anti-russischen Euphorie mit folgender Einleitung beginnt:„Wirtschaftsminister Habeck geht davon aus, dass sich Deutschland erst Mitte 2024 von russischem Gas emanzipieren kann. Das DIW hält eine unabhängige Versorgung bereits bis zum kommenden Winter für machbar.“Importe aus Wolkenkuckucksheim erhöhenDarüber, wie das funktionieren soll, steht im Spiegel zum Beispiel geschrieben:„Für einen schnelleren Abschied ist der Studie zufolge noch nicht mal erforderlich, dass Deutschland eigene Terminals für das von anderen Förderstaaten per Schiff gelieferte Flüssiggas (LNG) baut. »Der Bau von LNG-Importterminals an der Küste ist aufgrund der langen Bauzeiten und dem mittelfristig stark rückläufigen Erdgasbedarf nicht sinnvoll«, schreibt das Autorenteam Robin Sogalla, Christian von Hirschhausen, Franziska Holz und Claudia Kemfert. Stattdessen sollten die Erdgasimporte aus klassischen Lieferländern wie Norwegen oder den Niederlanden deutlich ausgeweitet werden.“Wenn das mal so einfach wäre. Aber schauen wir uns das im Detail an. Dazu schreibt der Spiegel zum Beispiel:„Allein durch mehr Importe aus Norwegen könnten etwa ein Fünftel der bisherigen russischen Einfuhren von mehr als 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ersetzt werden, die bislang etwa 55 Prozent der gesamten Gasimporte ausmachen.“+Das wäre schön, wenn das so einfach wäre. In der Studie steht das nämlich ein bisschen anders zu lesen. Dort erfahren wir, dass Norwegen seine Lieferungen erstens kaum nennenswert erhöhen kann und dass es zweitens de facto seine Lieferungen nach Deutschland sogar senken wird, weil es eine neue Pipeline Richtung Polen in Betrieb nimmt, die einen Teil des Gases, das bisher nach Deutschland gegangen ist, nach Osteuropa hin pumpt.Besonders hoffnungsvoll klingt dann folgendes:„Auch könnten die bereits vorhandenen LNG-Terminals in den Niederlanden (Rotterdam), Belgien (Zeebrugge) und Frankreich (Dunkerque) genutzt werden, um mehr Flüssiggas über das europäische Pipelinenetz nach Deutschland zu leiten, heißt es. Dadurch könnte mehr als ein Viertel des russischen Imports wegfallen.“Auch das ist Fantasie und steht nur als theoretischer Maximalwert in der Studie. Tatsächlich sagt die Studie, dass die Niederlande selbst Probleme haben, weil ihre eigene Förderung zurückgeht und sie selbst viel Gas aus Russland importieren. Beides müssen die Niederlande erst einmal für den Eigenbedarf kompensieren, bevor man in der Praxis darüber reden kann, dass von dort Flüssiggas nach Deutschland fließt.Speicher füllen – aber womit?Eine weitere Voraussetzung für Unabhängigkeit von russischem Gas in 2022 sei folgende:„Weiterhin sei es notwendig, die vorhandenen Speicher rechtzeitig vor Beginn der Heizperiode im Winter 2022/23 auf 80 bis 90 Prozent aufzufüllen. Eine effizientere Nutzung des deutschen und europäischen Pipelinesystems zur Verbindung Deutschlands mit Südeuropa, wo Lieferungen von nordafrikanischen Ländern wie Algerien und Libyen ankommen, könnte künftig die Situation weiter entspannen.“Gut, das kann stimmen, wenn man die Speicher im Sommer mit russischem Gas füllt (anderes steht nicht in den nötigen Mengen zur Verfügung), dann könnte Deutschland vielleicht und rein theoretisch ohne zusätzliches russisches Gas über den Winter 2022/2023 kommen. Aber was dann? Womit man die Gasspeicher in 2023 füllen will, wenn man sich Ende 2022 vom russischen Gas verabschiedet, darauf gibt die Studie keine Antwort.Sparen, frieren, abschaltenAußerdem schreiben sowohl der Spiegel als auch die Studie kryptisch etwas von gigantischen Einsparungen. Der Spiegel zitiert das so:„»Während Erdgas im Stromsektor kurzfristig durch alternative Energieträger ersetzt werden kann, gehen die Einsparungen bei der Industrie mit einem Produktionsrückgang einher«, räumen die Expertinnen und Experten ein. »Die besonders betroffenen Branchen sollten daher entschädigt werden.«“Im Klartext: Die industrie soll die Produktion runterfahren, das bedeutet Kurzarbeit oder schlimmeres, und sie soll dafür entschädigt werden. Der Spiegel erzählt seinen Lesern in der Überschrift, Deutschland könne 2022 unabhängig vom russischen Gas werden, er meint damit aber, Teile der Wirtschaft stillzulegen.Nach dieser Logik könnte man auch ganz unabhängig von Strom und Heizung werden, indem man sich Kerzen anzündet und in der Küche eine Feuerstelle zum Heizen und Kochen einrichtet. Was der Spiegel hier veranstaltet hat, ist kein Journalismus, sondern Volksverdummung. Immerhin zitiert er die Studie korrekt, aber verschweigt seinen Lesern, was sie im Klartext aussagt.Die Studie im KlartextIm Klartext sagte die Studie:Selbst, wenn wir annehmen, dass Norwegen ununterbrochen Rekordmengen liefern kann, obwohl seine Förderung zurückgeht und es bald auch noch Polen beliefern muss;selbst, wenn die Niederlande ihr eigenes Gasfeld, dessen Ausbeutung sie wegen steigender Erdbebengefahr herunterfahren, weiterhin voll ausbeuten;selbst, wenn die Niederlande uns all ihr Flüssiggas geben, und darauf verzichten, ihren eigenen Bedarf zu decken;und selbst, wenn wir den Asiaten so viel Flüssiggas wegnehmen, wie wir in Europa anlanden können,Selbst dann reicht das nicht aus, um das russische Gas ohne ein Herunterfahren der Industrie und ohne zu Hause zu frieren zu ersetzen.Das sind doch schöne Aussichten…


In meinem neuen Buch „Inside Corona – Die Pandemie, das Netzwerk und die Hintermänner – Die wahren Ziele hinter Covid-19“ zeige ich anhand von umfangreichen zugespielten Datenanalysen, wie die Pandemie durch diverse Organisationen in mehreren Phasen vorbereitet wurde, wobei die aktive Vorbereitungsphase etwa 2016/2017 begann. Darüber hinaus zeigen die Daten auch, welche übergeordneten Ziele diese Organisatoren verfolgen und wie die Pandemie ihnen den Weg zur Erreichung dieser Ziele ebnet.Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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