Neue Corona-Regeln: Pandemie der Ungeimpften

Impffortschritt nach BUndesland Grafik
Noch müht sich das amtliche Impfdashboard, Fortschritte bei der Impfkampagne zu zeigen. Am 1. Oktober aber wird die Impfquote über Nacht dramatisch einbrechen.

Sechs Wochen noch, dann ist alles vorbei. Sehenden Auges wird Deutschland zurückschlittern in den Ausnahmezustand der Pandemiejahre, ungebremst von wirksamen Maßnahmen, ungeimpft und ohne Hoffnung. Der Winter, er wird nicht mehr nur kalt, er wird auch von erschreckenden Zahlen geprägt sein, die letztenendes ausgerechnet der Gesundheitsminister zu verantworten haben wird, der sich selbst als Vorkämpfer des umfassenden Vakzingebrauches versteht, der seinen Posten seiner Hartnäckigkeit beim Anmahnen einer möglichst hohen Impfquote verdankt – und der jetzt, in der Stunde kurz vor der nächsten Not, höchstpersönlich dafür gesorgt hat, dass das Land nahezu ungeimpft ins dritte Pandemiejahr taumeln wird.

Ungeimpft in den Winter

Ein Versehen womöglich, denn ein Großteil des Sachverstandes der Berliner Ministerien ist mit Stresstests der Energieversorgung, mit der Beschaffung Schwererwaffen und – immer noch – mit der Umstrukturierung der Ressorts nach der Regierungsbildung beschäftigt. Nur so erklären sich Details der neuen Corona-Regeln, mit denen Karl Lauterbach und sein FDP-Kollege Marco Buschmann das Land vor einer vernichtenden fünften oder sechsten Welle im Winterohnegas bewahren wollen.

Im Kompromiss zwischen Freiheit und staatlicher Fürsorge geht es wieder zurück zu Masken, Abstand, Händewaschen, Homeoffice und Testregime, vor allem aber sehen die neuen, alten „Maßnahmen“ für die fast 65 Millionen Geimpften im Land eine stufenweise Aberkennung  des Impfstatus vor. Deutschland verwandelt sich ab Ende September von einem Staat, dessen führendster Fachminister nicht müde wird, eine viel zu geringe Impfquote zu beklagen, in Windeseile zurück zu einem Gemeinwesen, in dem die Ungeimpften eine erdrückende Mehrheit stellen.

Stichtag für Entimpfung

Stichtag für die erste Welle der Entimpfung von Millionen ist der 30. September. Zwölf Millionen Frauen, Kinder und Männer, die seit dem Beginn der großen Bundesimpfkampagne zwei Impfungen erhalten haben, gelten den neuen Regeln zufolge ab 1. Oktober wieder als ungeimpft. Ausgenommen sind derzeit gemäß der EU-Verordnung 2021/953 noch „Minderjährige unter 18 Jahren“, deren Impfzertifikate im Augenblick noch „unbegrenzt“ (Bundesgesundheitsministerium) gelten, auch wenn die Besitzer nur zweimal geimpft sind.

Für Deutschland aber zeichnet sich ein verheerenden Impfrutsch ab. War schon die bisherige Beteiligung an der großen Impfkampagne so mau, dass nur kreative Mathematik der Bundesregierung  half, Erfolge zu verkünden, sinkt die Impfquote wegen der auslaufenden Gültigkeitsdauer von Millionen Impfnachweise nun schlagarzig von 75 auf nur noch 60 Prozent. Und auch das ist nur ein Anfang: Nach den neuen Infektionsschutzregeln, die die Ampel plant, ist künftig eine Corona-Impfung aller drei Monate notwendig, um als vollständig Geimpfter gleichgestellt zu sein mit einem frisch Getesteten. Älterere Impfungen zählen dann nicht mehr.

Pandemie der Ungeimpften

Bereits mit Beginn des Herbstes wird Corona damit zur Pandemie der Ungeimpften. Anfang November werden nach den derzeitigen Zahlen der Verabreichung von neuen Impfungen nur noch etwa 24 Millionen Bürgerinnen und Bürger als vollständig geimpft gelten, Anfang Dezember sind es dann nur noch 12 Millionen und mit dem Neujahrs sinkt die Impfquote dann auf nur noch knapp über 20 Prozent. 270 Tage später, das hat die EU-Kommission bereits vor Monaten durch einen sogenannten „delegierten Rechtsakt für das digitale Impfzertifikat der EU“ beschlossen, wären es dann nur noch 15 Prozent. Gesetzt den Fall, wenigstens 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben sich bis dahin entgegen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission ihre vierte, fünfte und sechste Impfung verpassen lassen.

Hilfreich wäre das, vor allem für den Abbau der Impfstoffreserven, die Karl Lauterbach in Erwartung eines „harten Corona-Herbstes“ (Lauterbach) bestellt hat. Die Hoffnung des Gesundheitsministers, der mit seiner neuen Drei-Monats-Regel klar gegen die geltenden EU-Vorgaben zur Anerkennung der Gültigkeit von sogenannten „vollständigen Impfungen“ verstößt, liegt offenbar darin, die schreckliche nächste Welle, die er Mal um Mal herbeizupredigen versucht, endlich einmal zu bekommen. 

Quelle

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