„Feministische Außenpolitik“: Gerede über Toiletten, kein Wort zu Terror, Gewalt und Missbrauch

Pauline Schwarz
am 5. März 2023

Annalena Barbock will mit ihrer „feministischen Außenpolitik“ die Welt verbessern. Bei einem Pressestatement gab sie dafür gleich ein paar Beispiele: In Afrika sollten Toiletten nicht an den Dorfrand, es brauche Hygiene-Artikel und Windeln. Doch über Zwangsehen, Genitalverstümmelungen und Massenvergewaltigungen verliert sie kein Wort.

2014 wurden in Nigeria Schulmädchen von der islamistischen Miliz Boko Haram entführt – in dem afrikanischen Land sind Terror, Gewalt und Missbrauch noch immer an der Tagesordnung. Das erwähnt Frau Baerbock jedoch mit keinem Wort.

„Keine Revolution, sondern eine Selbstverständlichkeit” – das sagte Annalena Baerbock am Mittwoch bei einem Pressestatement zu ihrer „feministischen Außenpolitik”. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt mit Feminismus-Kollegin Svenja Schulze, ihres Zeichens Entwicklungsministerin, lieferte sie dann gleich ein Beispiel dafür, welche „Selbstverständlichkeiten” Deutschland in Zukunft in anderen Ländern, etwa in Afrika, durchsetzen möchte: Toiletten auf dem Dorfplatz, statt am Dorfrand.

Doch das ist kein Feminismus, das ist blanker Hohn. Frauen in Afrika leiden unter ganz anderen Dingen, als fünf Minuten zur nächsten Toilette laufen zu müssen. Sie leiden unter Hunger und Gewalt – unter Genitalverstümmlung, Zwangsheirat und Menschenhandel.

Nigerias größtes Problem: „Sanitäranlagen“

„Wenn wir ein Dorf unterstützen, was wiederaufgebaut wird, in Nigeria,“ (…) muss man sich vorher fragen, „was bedeutet es für ein 10-jähriges Kind nachts diese Sanitäranlagen zu erreichen oder für eine Frau, dann trifft man die Entscheidung vielleicht nicht für die Lage am Rande des Dorfes”, so Baerbock bei ihrem Pressestatement. Sanitäranlagen und Hygiene-Artikel, das sind die großen Themen des modernen Feminismus – grade in Nigeria interessiert das aber wohl maximal zweitrangig. 

Die Kriminalitätsrate in dem afrikanischen Staat ist extrem hoch. „Raub, Entführungen, Erpressung und Mord stehen auf der Tagesordnung“, so beschreibt es das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten unseres Nachbarlandes Österreich. Auch die deutschen Behörden warnen davor, dass sich die Sicherheitslage „in den vergangenen Jahren laufend verschlechtert“ habe. In den nordöstlichen Landesteilen gäbe es „fortlaufend terroristische Gewaltakte, wie z.B. Angriffe und Sprengstoffanschläge von militanten Gruppen auf die Zivilgesellschaft, Sicherheitskräfte, Märkte, Schulen, Kirchen und Moscheen“. 

Nigerias Frauenministerin Pauline Tallen sagte schon im Jahr 2020, dass es eine „Epidemie der Gewalt gegen Frauen“ in Nigeria gebe. Während Corona habe sich die Zahl der Vergewaltigungen verdreifacht – schon zuvor sei laut einer UNICEF-Umfrage jede vierte Nigerianerin schon einmal sexuell misshandelt worden. 

Kein Wort über Genitalverstümmlungen und Kindersoldaten

Wenn es sich bei der „feministischen Außenpolitik“ wirklich um Feminismus handeln würde, dann wären das die Dinge, über die Frau Baerbock sprechen müsste – oder auch über die Genitalverstümmlung, die neben Nigeria in insgesamt 13 afrikanischen Staaten praktiziert wird. Dabei werden teilweise schon kleinen Mädchen Klitoris und Schamlippen entfernt – laut des gemeinnützigen Vereins Mama Afrika e.V. meistens ohne Betäubung, mit alten Messern, verrosteten Rasierklingen, Scherben oder Scheren. Die Frauen und Kinder leiden nicht nur unter starken Schmerzen, Traumata und Inkontinenz, sie sterben nicht selten durch Schock oder weil sie verbluten.

In Nigeria gibt es bis heute außerdem eine unbestimmte Zahl von Kindersoldaten. Terrorgruppen wie die islamistische Miliz Boko Haram entführen Schulkinder, versklaven und missbrauchen sie, um sie schließlich zu Soldaten zu machen. Laut den Vereinten Nationen wurden 2016 in Nigeria und den angrenzenden Staaten rund 2.000 Kindersoldaten zwangsrekrutiert, 2015 wurden 21 Schulmädchen zu Selbstmordattentaten gezwungen. 

Baerbocks Feminismus ist ein politischer Totalausfall

Und damit ist man leider noch lange nicht am Ende des Grauen, über das Frau Baerbock kein einziges Wort verliert. Man könnte noch über so vieles reden: Zum Beispiel über Kinderehen, Zwangsheirat, Frauenhandel und Zwangsprostitution. Würden afrikanische Frauen wissen, dass Frau Baerbock sich als Ikone des Feminismus stilisiert und dann über Hygieneartikel, Toiletten und Windeln spricht, ohne die ganze Gewalt, den Tod, den Missbrauch und die Terrorherrschaft bewaffneter Milizen überhaupt nur zu erwähnen, sie würden sich – sehr harmlos ausgedrückt – wohl ziemlich verarscht fühlen. 

Quelle

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